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Halbinsel Eiderstedt –Kulturerlebnis mit dem Rad

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Sag Eiderstedt und die Leute denken an den Leuchtturm Westerhever und das Sperrwerk. An St. Peter-Ording, seine Strände und die Pfahlbauten, natürlich auch. Ziele ersten Ranges an der Nordseeküste Schleswig-Holsteins sind das, keine Frage. Aber: die Halbinsel Eiderstedt hat noch viel mehr zu bieten – hier sind ein paar Tipps für das Eiderstedt-Erlebnis. Mit dem Rad vielleicht am besten zu erfahren und ganz in Ruhe; ehrlich und authentisch.

 Foto: Oliver Franke / Nordsee Tourismus

Das Museum der Landschaft Eiderstedt in St. Peter-Ording ist das Langzeitgedächtnis der Halbinsel – und ein idealer Ort, um eine Reise zu beginnen. Anhand ausgewählter historischer Objekte – von der ersten Besiedlung bis zur heutigen Zeit – wird die Geschichte Eiderstedts anschaulich dargestellt. Diese früher vom Meer zerrissene Landschaft entstand vor rund 800 Jahren mit der Eindeichung und Verbindung dreier Inseln (St. Peter-Ording lag auf einer solchen) sowie einer bereits damals existierenden Halbinsel mit dem Festland.

Im 16. Jahrhundert wanderten Siedler aus den Niederlanden ein und brachten neben der Tracht vor allem neue Ideen in der Landwirtschaft sowie verbesserte Methoden des Deichbaus mit. Deiche und Käse also, im Museum sind diese Beiträge zur Eiderstedter Identität bewahrt; draußen werden sie dem Reisenden begegnen. Zum Beispiel bei einem Besuch in der Käserei oder wenn wieder ein Deich gequert wird – und sich dahinter weiter Land unter dem hohen Himmel Eiderstedts ausbreitet. Das Museum ist klein genug, um nicht zu überfordern, und groß genug, um die Geschichte und Identität interessant und ansprechend zu präsentieren. Ein liebenswertes, entstaubtes und modernes Heimatmuseum, das zeigt, wie man Gäste neugierig auf die Landschaft Eiderstedt macht – und sie auf die Spur setzt.

www.museum-landschaft-eiderstedt.de

 

„Haubarge sind die größten Bauernhöfe der Welt“, sagt Hans-Georg Hostrup, „diese Haubarge sind typisch für Eiderstedt!“ Der Weg führt auf eine Warft zwischenTating und der Nordsee, einem künstlich aufgeschütteten Wohnhügel. Als das Land noch regelmäßig von der Nordsee überflutet wurde, lebten die Menschen mit ihrem Vieh erhöht. Und sie bauten Höfe, die wegen ihrer Konstruktion von den Fluten kaum zerstört wurden. „Das ist das typische eines Haubargs: Die Konstruktion wird von einem imposanten Ständerwerk getragen“, erklärt Hostrup und führt in das Innere dieses gewaltigen Gehöftes: Massive Balken tragen das 17 Meter hohe Dach (1400 Quadratmeter!) des „Blumenhofes“ seit fast 230 Jahren. „Früher lebten Mensch und Vieh unter einem Dach, Futter wurde gelagert“, so Hostrup, „deshalb diese riesigen Dimensionen – diese Tradition brachten die Siedler aus den Niederlanden mit. Zudem wurde hier Heu gelagert, davon leitet sich der Name ab, und ungedroschenes Korn aufbewahrt.“ Er vermietet gemütlich-gediegene Ferienwohnungen unter Reet. Schwalbennester kleben am Haubarg und in der Krone der mächtigen Esche rauscht der Wind. Im alten Garten reifen Quitten, Mirabellen und Äpfel, der Rosengarten duftet. Auf den Marschwiesen stehen Schafe und im weiten Himmel ein Falke – weit, wunderbar. Und ganz romantisch, echt Eiderstedt.

www.haubarg-blumenhof.de

 

Dort, wo der Fluss Eider in die Nordsee mündet, befindet das Eidersperrwerk. Bevor der Mündungstrichter der Eider vor mehr als vierzig Jahren abgedämmt wurde, reichten Ebbe und Flut bis weit in das Hinterland – und überfluteten es immer wieder. Aus dem Eiderwatt und seinen Salzwiesen wurde nach dem Bau Ackerland. Und es wurde ein Wald gepflanzt. Wer genau hinschaut, wird Tamarisken entdecken. Wüstenpflanzen sind das, die mit salzigem Boden gut zurechtkommen und in den Maulwurfshügeln sind oft genug Muschelschalen zu entdecken – vor weniger als fünfzig Jahren wogten hier die Nordsee-Wellen. Viel ökologisch wertvoller Lebensraum ging durch den Bau des Sperrwerks verloren, doch auch Neues hat sich angesiedelt: So lebt seit einigen Jahren ein Seeadler-Paar in diesem merkwürdigen Wald und die Wiesen – die aus dem Watt entstanden – sind inzwischen Heimat seltener Vogelarten wie Säbelschnäbler und Uferschnepfe. Zurzeit des Vogelzuges rasten hier Abertausende von Enten und Gänsen. Vom Beobachtungsturm hat man einen schönen Blick – auf der einen Seite die Nordsee mit dem Watt, auf der anderen Seite den Wald, der mal ein Watt war. Zwischen der Eider und dem Wald verläuft an der Wasserkante ein Deich: von hier aus kann man die galoppierenden Ponys beobachten und die Rinder, die diese wertvollen Flächen beweiden. Das Röhricht rauscht im Wind, Orchideen wippen unter der Sonne und mit dem Fernglas kann man manch seltenen Vogel beobachten – ein stilles, schönes Kleinod, diese Ecke an der Eider.

www.nabu-katinger-watt.de

 

Der Vollmond scheint über das Watt vor Uelvesbüll, Wasser glitzert, die Gruppe marschiert bis an die Wasserkante. Am Anfang war die Erde wüst und leer, es ist windstill, ein paar Seehunde sind zu erkennen, die Leute singen und die Schöpfungsgeschichte predigt sich von selbst am Strom. Pastorin Inke Thomsen-Krüger von der Kirchengemeinde Oldenswort hat eine ganz besondere Aufgabe und Leidenschaft – sie ist zuständig für Kirche und Tourismus auf Eiderstedt. Angeboten werden geführte Pilgerwanderungen und ein Radwanderführer mit fünf ausgearbeiteten Routen wurde konzipiert: „Radfahren aufEiderstedt bedeutet auch, wie im Leben gelegentlich Gegenwind zu haben. Das bedeutet aber auch, am Horizont fast immer einen Kirchturm als Wegzeichen und als einen Ort für Besinnung zu erblicken“ – in den Marschen zwischen der Nordsee stehen 18 mittelalterliche Gotteshäuser (und zwei moderne), dies ist eine einzigartige Dichte. Mit dem Randwanderführer erhält der Gast nicht nur Interessantes zur Eiderstedter (Kirchen-)Geschichte, sondern auch detaillierte Tourenpläne „…damit wollen wir Sie nicht nur neugierig machen, sondern wir wollen Sie mit auf Tour nehmen und zeigen, was Eiderstedt Einzigartiges zu bieten hat – denn nicht nur Kirchen wollen entdeckt werden: Schon am Wegesrand präsentiert sich die Halbinsel Eiderstedt mit wunderschöner Natur und ihrer außergewöhnlichen Kultur wie den Haubargen. Wo immer man auch steht, entdeckt man in jeder Beziehung neueHorizonte – vielleicht auch spirituelle!“

www.eiderstedt-entdecken.de

 

Die Naturlandschaft auf Eiderstedt bewahrt wertvolle Biotope und nahe Tetenbüll sorgt eine Herde von 120 Schafen dafür, dass dies so bleibt. Mit ihrem Verbiss und der extensiven Beweidung sorgen die Friesischen Milchschafe für den Erhalt des Lebensraumes von Kiebitz und Feldlerche. Aber es gibt noch mehr: Vor 15 Jahren stellten Monika und Redlef Volquardsen ihren damaligen Rinderbetrieb auf Bioland um – nun betreiben die beiden Landwirte aus Leidenschaft einen Milchschafhof mit eigener Käserei. Im Keller des stattlichen Hofes reift aus der Milch köstlicher Käse. Für Käseliebhaber ist das eine Schatzkammer: Monika Volquardsen steigt die Treppe in das kühle Gewölbe hinab. Auf den Brettern liegen die Laibe, im Keller des 125 Jahre alten Bauernhauses hat sich während der Käserei-Zeit ein eigenes Reifeklima, entwickelt: Aus dem „Frischen Friesen“ wird in vier Wochen der „Rote Friese“, ein pikanter an Romadour erinnernder Käse, der nussige „Tetenbüller“ braucht Monate, bis er ausgereift ist. Monika und Redlef wenden die Laibe, bürsten sie, wenden sie in Salzwasser. „Käse braucht Pflege und Erfahrung “, sagen sie, „…und viel Gefühl.“ Und es braucht natürlich Landwirte mitLeidenschaft und Liebe zum Produkt – und zur Landschaft Eiderstedt.

www.friesische-schafskaeserei.de

 

 

Das Gartentor öffnet sich und der Weg führt verschlungen durch eine Hecke – der Gast ist im Garten: Ruhe umarmt den Reisenden, nur die Blätter der Bäume rauschen im Wind und Vögel singen leise Lieder. Der HochdorferGarten in Tating zählt zu den schönsten in Schleswig-Holstein und er ist ein verstecktes Kleinod. Zwei prächtige Lindenalleen, zehn Quartiere und immer wieder Sichtachsen, die den Blick auf Baumriesen und Kleinode lenken, die Phantasie anregen. Dieser Barockgarten wurde angelegt, als das Sammeln exotischer Bäume ein Hobby wohlhabender Romantiker und Naturfreunde war. So stehen hier turmhohe Zypressen und Lebensbäume, Magnolien, Blutpflaumen und Tulpenbäume. Durchatmen und stilles Flanieren in einem Zaubergarten. Doch dieser Garten hat noch mehr zu bieten: In manchen Quartieren stehen historische Obstsorten, die längst vergessen sind. Auch solche aus Schleswig-Holstein, die hier überlebt haben – der „Dithmarscher Paradiesapfel“ oder „Arlewatt“ aus Nordfriesland. Appetit bekommen? Neben dem Garten steht ein romantisches Haus, das „Schweizer Haus“, aus dem Kaffee- und Kuchenduft wabert. Zeit ist es für eine Stärkung – mit Blick in einen schönen und verwunschenen Garten.

www.hochdorfer-garten.de

 

Das Beste zum Schluss (kulinarisch betrachtet): In der frisch renovierten Jugendstil-Villa an der Straße nach St. Peter-Ording wartet in Tating das Restaurant „Baake“ und dort zaubert Küchenchef Sören nahezu unglaublich Kreativ-Köstliches. Eiderstedt ist vielfältig, auch für die Küche: aus Regionalem und Saisonalem, aus hiesigem Fisch und Fleisch, aus Obst und Gemüse von hier bereitet er norddeutsche Happen zu, sodass man sich einmal durch die Karte probieren kann – friesische Tapas also. „In erster Linie soll es schmecken, ein kulinarisches Erlebnis sein. Ich möchte aber auch die ganze Vielfalt und Bandbreite friesischer Küche vorstellen; die ist bunt!“, sagt Küchenchef Sören. Gespannte Erwartung also in den urigen, hohen Räumen – inklusive Wintergarten und Kaminzimmer -, stimmig und gediegen, aber entspannt, traditionell und modern gleichermaßen – so wie die Küche: Buchweizensalat und Nordseetortilla mit hiesigem Gemüse und Krabben, Rindstartar von der friesischen Färse und Lammbratwurst. Echt Eiderstedt; überraschend und köstlich. Etwas zum Entdecken.

www.restaurant-baake.de

 

Mehr Informationen zum Urlaub an der Nordsee Schleswig-Holstein unter www.nordseetourismus.de.

PM: Nordsee-Tourismus-Service GmbH

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